Susan Mertineit - Möglichmacherin

Susan Mertineit - Möglichmacherin

Veröffentlicht am: 01. Dezember 2019

Veröffentlicht in: Projekt

Autor: Rike Schroer

„Ich bin überzeugt, dass gerade in unserer heutigen Ich-Gesellschaft Menschen und Gruppen unterstützt werden sollen, die sich für ein Wir einsetzen.“


Susan ist Möglichmacherin im kreativ:LABOR und findet es spannend Ideen, Wünsche und Visionen möglich zu machen. Sie unterstützt auch gerne das, was andere Menschen machen wollen. „Ich habe vor zwölf Jahren begonnen Möglichkeitsräume aufzubauen, um mit Räumen und Infrastruktur, durch Netzwerke, Menschenverstand und Erfahrung sowie durch Fördermittel-Support Kreative und gesellschaftlich Engagierte zu unterstützen“, erklärt sie. Warum? „Ich bin überzeugt, dass gerade in unserer heutigen Ich-Gesellschaft Menschen und Gruppen unterstützt werden sollen, die sich für ein WIR einsetzen, für Solidarität, die Kritik äußern oder Bedarfe formulieren. Mit ihrem Engagement kann unsere Welt ein bisschen besser werden.“

Susan ist 1996 von Berlin nach Oldenburg gekommen und hat angefangen in der Kulturetage zu arbeiten. „Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums und die Gentrifizierung hier im Bahnhofsviertel immer weiter voranschreiten und ich wollte dem etwas entgegensetzen. Dank der Chance, ein EU-Projekt zu initiieren, konnte ich 2009 die ersten Möglichkeitsräume, das QuARTier, eröffnen und eine Filmdokumentation „Mensch macht Stadt“ über das lebendige und diverse, aber missachtete Bahnhofsviertel realisieren“.

Als das von Vielen genutzte QuARTier im Zuge der Sanierung des Bahnhofsviertels drei Jahre später abgerissen wurde, war der Bedarf an niedrigschwel- ligen und günstigen Räumen und den daraus entstehenden vielfältigen Impulsen anerkannt. Mit kommunaler Zustimmung konnte sie Strukturfördermittel des Landes Niedersachen einwerben und 2015 das kreativ:LABOR im Ostflügel der Kulturetage – erstmal für drei Jahre – eröffnen und aufbauen.

„Ganz am Anfang hielt ich es gar nicht für möglich, eine langfristige, institutionelle Unterstützung zu erhalten.“ Investitionen oder Projektfinanzierungen sei das eine, aber es sei viel schwieriger nachhaltige, langfristige Räume zu schaffen: „Ich staune heute noch über die Energie und den langen Atem, manchmal auch über die freundliche Penetranz, von uns und unseren Wegbegleiter*innen.“

Susan lebt im kreativ:LABOR nach ihrem Motto: nicht meckern, machen! „Es ist ein Geschenk, dass das kreativ:LABOR so gut angenommen wird und sich unterschiedliche Gruppen hier auf unterschiedlichste Weise für den sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Wandel einsetzen. Ich genieße diese Arbeit, den Kontakt und die Inspiration durch die vielen aktiven Nutzer*innen.“

Es gibt noch einige Ideen rund um das kreativ:LABOR, die umgesetzt werden sollen. Aber: „In meinem Alter denke ich ab und zu auch schon mal an eine Zeit nach der Lohnarbeit“, sagt sie auf dem Weg in das Treppenhaus, wo wir ihr Portrait aufnehmen. „Ich mag dieses Treppenhaus – es verbindet Menschen, Räume, Ebenen und es bleibt die Verbindung und der Weg hoch und runter, auch wenn sich das Innenleben der Räume, die Menschen, die Themen verändern.“

Ihr ist der Stolz anzumerken, auf all das, was in den letzten zehn Jahren hier entstanden ist und gelebt wird. Natürlich wünscht sie sich auch, dass das ge- sehen und wertgeschätzt wird. Die Sichtbarkeit von Frauen in der Kulturarbeit ist ähnlich wie die Sichtbarkeit von Möglichmacherinnen. „Diejenigen, die sich gerne und viel in der Öffentlichkeit präsentieren werden natürlich auch mehr wahrgenommen“. Überwiegend männliche Machende stellen sich häufiger, genüsslicher und ungenierter ins Rampenlicht mit eigenen Aktivitäten – oder denen anderer. Das Problem sei nicht allein die Lautstärke des einzelnen, sondern auch die Struktur dahinter.

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