
Marion Fitje - Kinobetreiberin & Aktivistin
Veröffentlicht am: 01. Dezember 2019
Veröffentlicht in: Projekt
Marion ist Initiatorin des Kinos Cine k in der Kulturetage und ist darüber hinaus politisch wie auch in Sachen Feminismus aktiv. Wie passt das zusammen? „Kino ist für mich mehr als nur gucken. Ein Film trägt viele Emotionen und hat verschiedene Ebenen, die eine Auseinandersetzung anstoßen, mit uns selbst oder im Kollektiv“, erklärt Marion. Das Cine k zeigt Filme jenseits des Mainstreams, die über bekannte Erzählmuster kommerzieller Produktionen hinausgehen, häufig im Original mit Untertiteln: „Ich möchte offen sein für die ganze Welt. Jedem Land, das in der Lage ist, einen Film zu produzieren, möchte ich eine Plattform geben, ihren Film in ihrer Sprache zu zeigen.“
Marion ist ausgebildete Erzieherin und mit Abschluss der Ausbildung nach Oldenburg gezogen. „Während es meine jüngste Schwester nach Berlin zog, war das für mich ein großer Schritt“, sagt sie lachend. In Oldenburg hat Marion angefangen, sich mit Frauenthemen auseinanderzusetzten: „Ich habe ehrenamtlich im Frauenhaus gearbeitet und bin später mittels einer ABM-Stelle dort eingestiegen, bis ich schließlich fest angestellt wurde.“ Parallel habe sie ihr Abitur nachgemacht und ein Studium angefangen: „Ich habe diverse Stationen durchlaufen und mich in vielen Bereichen ausprobiert. Das Studium habe ich abgebrochen, weil ich schnell gemerkt habe, dass ich keine Theoretikerin bin.“
In vielen Einrichtungen war sie immer wieder mit hierarchischen Strukturen und Zwängen konfrontiert, die ihrem Verständnis von selbstbestimmter Arbeit nicht entsprachen. „Ich habe mich dort nicht langfristig gesehen und wollte mich dort auch nicht verorten“, sagt sie zum Beispiel über ihre Tätigkeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Aufgrund ihres politischen Interesses ist Marion seit der Gründung 1993 im Medienbüro Oldenburg e.V. aktiv. Der Verein ist vor allem in Sachen Filmvermittlung aktiv, um Kinder und Jugendliche medienpädagogisch zu begleiten. „Ich arbeite gerne mit Kindern zusammen, da sie unbefangen und frei mit dem Medium Film umgehen“, sagt sie über ihr Engagement. Im Rahmen des Vereins habe sie zehn Jahre lang die Oldenburger Filmtage ausgerichtet. Mit dem Auslaufen der Finanzierung für die Veranstaltungsreihe sei ihr Wunsch gewachsen, ein eigenes Kino zu betreiben.
Gemeinsam mit Mitstreiter*innen machte sie sich daran, ein Konzept für das leerstehende Lichtspielhaus im Ziegelhof zu erarbeiten. Marion bedauert: „Leider hat die Stadt uns keine Anschubfinanzie- rung gewährt und auch der Eigentümer hat eine für uns utopische Miete verlangt.“ Während sich die Gruppe immer weiter auflöste, entschied Marion weiter zu machen: „Ich hatte das große Glück, dass meine Kinder schon selbstständig waren und ich ein finanzielles Risiko eingehen konnte.“ Kurz darauf habe die Kulturetage die Technik des alten Lichtspielhauses gekauft, woraufhin Marion zusammen mit Wolfgang Bruch anfing, wö- chentlich Filme zu zeigen. Schnell habe sich daraus ein regelmäßiger Filmbetrieb entwickelt. 2013 gründeten sie die Cine k GbR, um neben der Vereinsarbeit vom Kinobetrieb leben zu können.
Seit Beginn der Pandemie sei ihre Zukunft ungewiss: „Kinos sind insofern doppelt betroffen, als dass neben den Kontaktbeschränkungen noch hinzu kommt, dass Streaming-Dienste einen enormen Aufschwung erfahren haben.“ Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken müsse Kino immer wieder neu gedacht werden, findet Marion: „Wir müssen uns fragen, welche Art von Kino überlebensfähig ist.“ Trotz vieler Rückschläge habe sie noch immer Motivation und Energie, dies zu diskutieren. „Ich möchte, dass meine Arbeit Bestand hat, auch für Menschen, die folgen oder gerade erst einsteigen.“