Marianne Garbe - Künstlerin

Marianne Garbe - Künstlerin

Veröffentlicht am: 01. Dezember 2019

Veröffentlicht in: Projekt

Autor: Rike Schroer

„Unabhängig vom Intellekt ist jeder Mensch in der Lage, Kunst zu verstehen, denn es gibt kein richtig oder falsch, nur den individuellen Ausdruck.“


„Die Welt war ein offenes Buch für mich“, sagt Marianne über ihr Kindheit im Berlin der Nachkriegszeit. „Meine Kindheit hat viel mit meinem Lebenslauf zutun, weil ich in den Trümmerlandschaften alle Freiheiten hatte zu spielen, zu entdecken, zu erkunden, zu begreifen.“ Mariannes Leben änderte sich, als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte: „Ich habe nach dem Abi an der Pädagogischen Hochschule in Hamburg angefangen zu studieren, weil mein Vater wollte, dass ich Hauswirtschaftslehrerin werde.“ Die Rückkehr des Vaters habe ihr Leben auf den Kopf gestellt. „Er beanspruchte etwas, was vor- her meine Mutter für uns lebte“, erzählt sie. Ihr ganzes Leben lang sah Marianne sich immer wieder mit Erwartungen von anderen wie auch verfestigten Rollenbildern konfrontiert. „Es wurde immer etwas erwartet, von dem ich nicht glaubte, dass es richtig sei. Ich wollte dem auch entgegenstehen“, fügt sie hinzu.

In Hamburg habe Marianne sich für Kunst und Germanistik eingeschrieben und nach dem Abschluss eine Ausbildung zur Goldschmiedin in Worpswede gemacht. Trotz einer Fortbildung in Hanau habe sie sich nicht als Goldschmiedin betiteln dürfen: „Ich war nur Gesellin und habe mich stattdessen Schmuckgestalterin genannt“, sagt sie lachend. Fast zehn Jahre lang war Marianne als solche tätig und auf den Frankfurter Herbst- und Frühjahrsmessen vertreten. Es sei eine schöne Zeit gewesen: „ Ich habe gut verkauft, aber es war auch sehr anstrengend.“ Sie legte ihren Beruf ab und fing an, in Kassel Kunst und Philosophie zu studieren. Parallel nimmt sie an Ausstellungen für Frauenkunst in Berlin und Frankfurt teil. „Die ersten seiner Zeit“, erzählt sie mit Nachdruck.

Marianne geht nach Spiekeroog, um dort an einem Internatsgymnasium zu lehren. Zuvor habe sie an dem Gymnasium in Göttingen unterrichtet, an dem sie selbst Abitur gemacht hat. 2006 wurde sie von einer Freundin an das Blauschimmel Atelier in Oldenburg geholt. „Zuerst war ich ehrenamtlich im ge- schäftsführenden Vorstand tätig, bis ich mich immer mehr dem Kunstbereich zugewendet habe.“ Bis heute spiele Marianne leidenschaftlich gerne mit unterschiedlichen Ausdrucksweisen – auch in der Kunst – und habe jüngst auch großen Gefallen an der experimentellen Musik der Blauschimmel Band gefunden. „Spielen ist ein glücklicher Zustand und jegliche Kunst hat immer auch mit Spielen zu tun“, so ihre Philosophie.

Das Blauschimmel Atelier habe bei ihr einen Nerv getroffen, auch weil dort Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gleichermaßen Kunst machen. Sie schwärmt: „Es ist umwerfend, was daraus entsteht. Ich freue mich grenzenlos über dieses Geschenk.“ Das Potential würde nur von wenigen Menschen ge- sehen werden, weil Vorurteile bestünden. „Wenn etwas wirklich authentisch ist, ist es in keiner Weise falsch zu verstehen. In der Kunst gibt es keine Grenzen, nur der Mensch hat welche.“

Marianne ist noch nicht am Ende ihres Weges angekommen. „So lange ich noch etwas tun und schaffen kann bin ich mit großer Freude im Blauschimmel Atelier.“ Motivation wie auch Anerkennung erhalte sie von Menschen, mit denen sie im Workshop oder Projektrahmen interagiere: „Wenn ich sehe, dass jemand etwas produziert, der oder die vorher sagte, er oder sie könne das nicht, und selbst sieht, dass es gut ist, dann bin ich glücklich.“ Im Kampf um die Sichtbarkeit von Frauenkunst bedarf es jedoch eines längeren Atems: „Da ist eine große Ignoranz auf dem Markt und eine normative Grundhaltung, eine gewisse Handschrift zu erfüllen. So gesehen ist immer dasselbe gefordert, mal in Gelb und mal in Grün.“

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